You are currently viewing Dekarbonisierung
Dekarbonisierung

Dekarbonisierung

Ziele für Österreich

Bis 2050:

  • Einsparung der THG-Emissionen um 95% gegenüber 1990
  • 100% Abdeckung des Energiebedarfs durch erneuerbare Energiequellen
  • Budget: 800 Millionen Tonnen CO2

Bis 2030:

  • 50% Einsparung der THG-Emissionen
  • 60% Abdeckung des Energiebedarfs durch erneuerbare Energiequellen

Wie ist eine solche Einsparung schaffbar?

  • Innovation: Suchen nach und Forschen an erneuerbaren Energiequellen
  • Inversion: Roh- und Abfallstoffe ermitteln und klimaneutral gestalten
  • Integration: Umstellen ganzer Kreisläufe statt einzelner Komponenten

Maßnahmen

  • Sektorenkupplung
  • Anreizsysteme für Unternehmen / Bevölkerung
  • Förderung von Wasserstoff, Wind- und Solarkraft
  • Ausstieg aus der Kohleverstromung

Probleme

  • Kosten: bis zu 459 Milliarden Euro (EU-weit)
  • Eventueller Rückgang der Wirtschaft
  • Zeitplan: vieles ist noch nicht gebaut / erfunden

Gerade durch die Energiekrise 2022 hat sich der Wunsch nach Alternativen zu Erdöl und Erdgasen verstärkt und die Hoffnungen sind berechtigt, dass die Energiekrise der entscheidende Schritt zur Energiewende und damit vollständigen Dekarbonisierung sein könnte.

Dekarbonisierung

Sauberes Wachstum ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit.“  [1]

Das Wort „Dekarbonisierung“ setzt sich aus dem Präfix (= Vorsilbe) „De-“ und dem Verb „karbonisieren“ zusammen. Dieses stammt ursprünglich vom lateinischen Wort „carbo“ (= Kohle) ab. Wörtlich übersetzt handelt es sich also um „die Entfernung von Kohle“ oder auch „Abkehr von Kohlenstoff“. [2] Gemeint ist damit eines der Ziele des Pariser Klimaabkommens, nämlich die Reduktion von Treibhausgasen bis 2050. [3] Da unter dem Begriff Dekarbonisierung also allgemein nur die THG-Minderung verstanden wird, muss im Folgenden ein wenig näher auf die Ziele Österreichs und Deutschlands eingegangen werden.

Bereits die erhoffte Erderwärmung von höchstens 1,5 Grad hat negative Veränderungen in vielen Gebieten zur Folge und wird für die Zukunft auch im besten Fall unbewohnbare Regionen bedeuten. Daher wurde beim sogenannten Pariser Klimaabkommen 2015 festgelegt, dass alle unterzeichnenden Staaten bis 2050 annähernd klimaneutral sein müssen. In diesem Kontext bedeutet Klimaneutralität keine Rücknahme der bereits ausgestoßenen Emissionen, sondern einen Rückgang und schlussendlich Stopp des Ausstoßens von Treibhausgasen in die Atmosphäre. Dieses entsteht vor allem durch die Verbrennung von fossilen und demnach nicht erneuerbaren Stoffen. [4]

EU weit ist von einer Senkung der Treibhausgasemissionen um 40% sowie der vermehrten Verwendung erneuerbarer Energien und Verbesserung der Energieeffizienz die Rede. Dafür sollen die Erzeugungskapazitäten in die Höhe geschraubt werden, die Versorgungssicherheit ansteigen und die Speicherkapazität im Gasbereich ausgebaut werden. Dies ist allerdings nur durch die Leistungen der Einzelstaaten umsetzbar. [5]

So sollen in Österreich 95% der THG-Emissionen gegenüber dem Jahr 1990 eingespart werden und erneuerbare Energien künftig 100% des Energiebedarfes abdecken. Bis 2030 soll davon mit 50% Einsparung und 60% Abdeckung schon ein entscheidender Teil geschafft sein. Das für Österreich von der EU festgelegte Budget sind 800 Millionen Tonnen CO2, eine Menge, die beim Gleichbleiben des momentanen Verbrauchs bereits 2029 aufgebraucht wäre. [6] In Deutschland müssen bis 2030 sogar 65% der Emissionen wegfallen. [7]

Mögliche Wege zum Ziel

Um diese Ziele zu erreichen, ist es wichtig, dass der Begriff der Dekarbonisierung mit einem effektiven Carbon-Management gekoppelt wird. Die Karl-Franzens-Universität in Graz hat zu eben diesem Zweck einen wissenschaftlichen Bericht veröffentlicht, in welchem diesbezüglich von drei verschiedenen Möglichkeiten gesprochen wird. Neben Innovation, also dem Suchen immer neuer Technologien und Energietreibern, ist vor allem die Inversion wichtig. Diese besagt, dass gerade die Roh- und Abfallstoffe der wichtigsten Sektoren untersucht und von Grund auf verändert werden müssen, um eine Dekarbonisierung möglich zu machen.

Der dritte Teil ist schließlich die Integration einzelner Komponenten. Anstatt jede für sich zu verändern, müssen ganze Kreisläufe umgestellt werden und eine Veränderung der Energiesysteme stattfinden. Dennoch kann man von einem System, das noch aus Zeiten der Monarchie stammt, nicht erwarten, biegsam genug zu sein, um eine solche Veränderung zu tragen. Bildungssystem, Fortschritt in der Digitalisierung und eine Wende in der Forschung hin zur Anwendbarkeit sind unvermeidbar, genauso wie gute Infrastrukturen, neue Ausbildungsmöglichkeiten und mehr Einbeziehung der jungen Generation an den Universitäten. Viele Entscheidungsträger zögern dennoch vor solchen Maßnahmen, denn auch ohne diese ist bis 2050 allein in Österreich mit Kosten von bis zu 8 Milliarden Euro zu rechnen. [8] EU-weit sind es sogar rund 459 Milliarden Euro. [9]

Probleme der Dekarbonisierung und deren Lösungen

Die Reduktion von THG-Emissionen darf keinen Rückgang der Wirtschaft bedeuten, denn ein Struktur- und Kulturwandel dieses Ausmaßes wird nicht folgenlos bleiben. Eine Auslagerung von Produktion in nicht von den Maßnahmen betroffene Gebieten ist keine Lösung, sondern verschiebt nur das Problem. Ein weiteres Dilemma ist auch der Zeitplan, denn viele der geplanten Neuerungen sind noch nicht gebaut und können daher noch nicht benutzt werden. [10]

All diese Problematiken können nur durch ein Zusammenspiel aller Sektoren, eine sogenannte Sektorenkupplung, so gut wie möglich vermieden werden. Am stärksten betroffen sind der Verkehrs-, Industrie- und Energiewirtschaftssektor. Zudem können Anreizsysteme geschaffen werden, die Unternehmen die Möglichkeit bieten, Vorteile aus CO2-Einsparung zu ziehen.  Auch Wettbewerbe an Universitäten und Forschungseinrichtungen bieten eine gute Möglichkeit, die Bevölkerung direkt einzubinden. [11]

In Österreich wurden mittels dem NEPK (= Nationaler Energie- und Klimaplan) zwölf „Leuchtturmprojekte“ formuliert, die unter anderem die Förderung der Gewinnung von Wasserstoff und Biomethan beinhalten. Damit soll schon 2040 die Klimaneutralität erreicht werden. [12] Wasserstoff könnte in Zukunft in Mobilität, Transport, Wärmebereitstellung sowie als Reaktionspartner fungieren, dafür muss allerdings noch viel Forschung auf diesem Gebiet betrieben werden. Zudem wird vermehrt auf Wind- und Solarkraft gesetzt, da Möglichkeiten der Energiegewinnung durch Wasserkraft in Österreich so gut wie ausgeschöpft sind. Noch liegt die Verstromung durch Kohle bei 7%, auch das soll sich in naher Zukunft ändern. [13] Für eine vollständige Dekarbonisierung ist aber noch ein Ausstieg aus der Kohleverstromung, eine Verbesserung in der Nutzung der vorhandenen Ressourcen und eine bessere Umweltprüfung für die Stromübertragung notwendig. [14]

Auswirkung der Energiekrise

Einen großen Fortschritt in Sachen Ausstoßminderung hat die Energiekrise 2022 gebracht. Der Anstieg der Strom- und Gaspreise lag zu deren Höchststand beim 25fachen dessen, was vor dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine als Norm galt. Mittlerweile sind diese Zahlen zwar wieder degressiv (= abnehmend), die Preise für viele aber immer noch nicht leistbar. Dadurch hat sich der durchschnittliche Gasverbrauch der Europäischen Union um 7% gesenkt und die Suche nach Alternativen zu Erdöl und Erdgas wurde verstärkt. Bereits gefundene, deren Anschaffungskosten sich bisher nicht rentiert hätten, sind beispielsweise Wärmepumpen. [15]

Ein Problem ist allerdings, dass die Teuerungen nicht etwa von einer CO2-Steuer stammen, die in die Forschung gesteckt werden könnte, sondern Großteils an die Exportländer sowie Öl- und Gasunternehmen gehen. Zudem sind China und die USA, welche einen erheblichen Teil der THG-Emissionen verursachen, von den Teuerungen wesentlich weniger stark betroffen als Europa. Auch das als Brückentechnologie eingesetzte Erdgas ist auf Grund der Preise momentan nur schwer erhältlich. [16] Dennoch sind die Hoffnungen berechtigt, dass die Energiekrise der entscheidende Schritt zur Energiewende und damit vollständigen Dekarbonisierung sein könnte.


 

von Amelie Hammer